Freitag, 30. Mai 2014

Serie "Wand im Kopf" (6): Guten Rutsch (ins alte Denken)!

Silvester ist zwar schon eine Weile her, aber der Klassiker kommt ja jedes Jahr und ist daher gut bekannt: Gute Vorsätze und ihre geringe Haltbarkeit. Am Ende des Jahres ziehen wir traditionell (weil es fast jeder macht) Bilanz und finden natürlich auch etwas, das wir fortan besser machen wollen. Ich halte mich übrigens schon seit Jahren an meinen letzten guten Vorsatz: Ich habe mir vorgenommen mir keine guten Vorsätze mehr zu machen. Funktioniert sehr gut. Aber an diesem Beispiel mit den guten Vorsätzen kann man sehr gut zeigen, warum es auch das ganze Jahr nicht gut klappt, wenn man etwas verändern will. In einem speziellen Moment denkt man sich etwas aus und nimmt es sich vor. Am Anfang geht es vielleicht noch, aber dann kommt der Alltag zurück und damit unser alltägliches Verhalten und Denken. Warum rutsch man nicht nur ins neue Jahr, sondern auch ins alte Verhalten?


Unser Gehirn ist eigentlich sehr entgegenkommend. Es möchte uns ersparen, dass wir allzu viel nachdenken müssen. Wir lernen von klein an, wie wir uns verhalten sollen und wie nicht. In jeder Situation machen wir eine Erfahrung. Kommt am Ende etwas gutes raus behalten wir das Verhalten bei. Haben wir uns richtig verhalten, reagiert unser Umfeld auf uns positiv (das ist die Belohnung). Haben wir einen Fehler gemacht, werden wir getadelt (wir bekommen eine Strafe). Kritik, Ablehnung oder richtige Strafen sollen uns dazu bringen, uns so zu verhalten, wie sich alle verhalten. Unser Gehirn lernt aber nicht nur recht automatisch und unbemerkt, es macht das Gelernte aber auch zu automatischem Verhalten. Wir müssen nicht in jeder Situation überlegen, wie wir uns das letzte Mal verhalten haben und ob das gut oder schlecht war. Wir verhalten uns automatisch so, dass wir wieder eine Belohung erhalten (also nicht kritisiert oder bestraft werden). Da jeder so in die gesellschaftlichen Standards eingeführt wird, halten wir das auch für richtig: Muss ja stimmen, wenn das jeder so sieht. Wir werden also vereinheitlicht und das ist meistens auch gut für das Zusammenleben.

Der Haken kommt aber bei Dingen, die eigentlich schädlich für unser (psychisches) Wohlbefinden sind. Hier haben wir erstmal gar keinen Impuls das zu kritisieren - das haben wir ja unbewusst gelernt und internalisiert. Mittlerweile sind wir aber so weit, dass wir so etwas erkennen (zumindest wenn es nach den Beiträgen dieser Reihe geht). Warum können wir dann aber nicht umsetzen, was wir uns vorgenommen haben? Ganz einfach, weil  unser Gehirn uns Arbeit ersparen will und uns das Denken abnimmt. Wenn wir nicht aufpassen, reagieren wir wieder reflexmässig. Es ist also wichtig, dass wir uns Einen Trick zurecht legen, damit wir nicht vergessen, uns unser Verhalten bewusst zu machen. Wir brauchen eine Aufgabe, die uns an unsere Reflexe erinnert und uns bewusst macht, dass wir ja etwas anders machen wollten. Schlicht: Es braucht einen Plan wann wir uns bewusst machen, was geschieht, wann wir es analysieren und bewerten und wann wir Schlüsse daraus ziehen. Legen Sie sich also ein Ritual zu:
- Ein Ritual für den Beginn des Arbeitstages oder
- ein Ritual für eine Zwischenbilanz in der Mittagspause oder
- ein Ritual am Abend als Tagesfazit und als Abschluss des Arbeitstages oder
- ein Ritual für das Wochende um zu Bilanzieren und zu Planen oder
- mehrere verschiedene Rituale

Man muss den ganzen Tag aufpassen und bemerken, wann man wieder in den alten Trott verfällt. Nach wenigen Tagen oder Wochen hat man sonst alles komplett vergessen, was man sich überlegt und vorgenommen hat.

Raus aus der Gewohnheit: Legen Sie sich neue Gewohnheiten zu!

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