Mittwoch, 4. März 2015

Karriere: Der Weg zur Midlife-crisis

Eine landläufige Redewendung ist "Lebst Du, um zu arbeiten oder arbeitest Du, um zu leben?". Ein Spruch der dann mal gern weggelächelt wird. Neben leichter Belustigung dürfte der Spruch auch gar nicht besonders weit in unser Gehirn vordringen - schließlich stellt sich die Frage ja gar nicht. Aber man sollte sich die Frage mal drastischer stellen: Was wenn Sie am Ende des Lebens feststellen, dass Sie Ihr ganzes Leben für die Arbeit geopfert haben? Wenn Sie auf vieles verzichtet haben, was Sie jetzt nicht mehr nachholen können? Das nennt sich dann Midlife-crisis: Man stellt fest, dass die falschen Dinge wichtig waren und dann kauft Mann sich einen Sportwagen und versucht die Jugendlichkeit nachzuholen.

In unserer Gesellschaft gilt ein guter Beruf und eine große Karriere als sehr erstrebenswert. Es ist ein hoher Wert. Solche Werte werden aber nicht hinterfragt. Machen wir das einfach mal: Ist es so erstrebenswert, so vieles was Freude macht für den beruflichen Erfolg zu opfern? Haben Sie da wirklich so viel davon oder nutzt das nur Arbeitgebern, indem sie brave und fleissige Arbeits-Schäfchen haben. Natürlich muss man Geld verdienen, aber was nutzt Ihnen denn viel Geld, wenn Sie es gar nicht mehr genießen können und nur noch zwanghaft auf die Seite schaufeln? Man opfert an die 50 Jahre seines Lebens um Erfolge zu erreichen, die man sich eigentlich nur an die Wand hängen kann.

Wenn also Karriere nur zur Ernüchterung in Form einer Midlife-Crisis führt, warum sollte man die dann nicht einfach so früh wie möglich haben - eine Quaterlife-Crisis? Wenn es soweit ist, fällt die Maske der falschen Ziele und man hat das Gefühl, nichts "wirkliches" erreicht zu haben, viel verpasst zu haben, das Leben verschwendet zu haben. Ist es da nicht an der Zeit die Rosa-Job-Brille runterzunehmen und mal nüchtern auf den Job zu schauen? Natürlich fehlt dann Einkommen, natürlich fehlt dann Ansehen - aber was bringt beides am Ende des Lebens im Vergleich zu einem Leben voller glücklicher Jahre? Ein volles Konto das vererbt wird und angebliche Anerkennung, die aber trotzdem nicht vor Unzufriedenheit schützt.

Ich hätte da einen neuen Wert und eine Herausforderung an die Gesellschaft! Der neue Wert heisst "Eine Arbeit die glücklich macht und sinnvoll ist". Man verliert zwar Geld, gewinnt aber Glück jeden Tag - und das während der Arbeitszeit. Das Geld was fehlt hat man doch eh nur angespart, weshalb noch genug für das restlichen Leben übrig ist. Weniger Geld, das man aber besser nutzen kann und mehr Erfüllung auf der Arbeit - da steigt die Work-life-balance schon von "nine to five".

Die Herausforderung an die Gesellschaft ist, dass man nicht mehr für jeden popeligen Job soviel arbeiten muss, als wäre man Top-Manager. Selbst bei einfachen Berufen wie in Discounter-Ketten (Verkäufer_in) hat man heute Dauerüberlastung, unbezahlte Überstunden und einen Druck wie in der Führungsetage. Hier ist es an der Zeit, dass die Unternehmen nicht mehr ihre Profite auf dem Rücken der kleinsten Arbeitnehmer maximieren. Ein schlecht gezahlte Stelle hat einfach niedrigere Anforderungen - und das nicht als Argument um den Lohn immer weiter zu drücken! Sie muss dann auch tatsächlich niedrigere Anforderungen haben.

Also überlegen Sie sich doch, was am Ende wichtiger ist. Sie haben nur ein Leben. Und wenn viele Umdenken, geraten die Unternehmen unter Druck! Ich wünsche viel Spaß bei der vorgezogenen Midlife-crisis. Machen Sie mal einen Strich drunter: Hat sich das alles bisher denn wirklich gelohnt?





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