Montag, 26. Mai 2014

Serie "Wand im Kopf" (4): Der Hammer macht aus der Schraube keinen Nagel

Jetzt haben wir also - endlich ganz klar und analytisch - unsere eigentlichen Probleme herausgefunden. Im besten Fall zeigt diese Analyse auch ganz klar auf, dass etwas falsch läuft und ganz anders gemacht werden soll. Eine neuartige Lösung dräng sich auf. Aber: "Wenn das die Lösung ist, will ich mein Problem zurück" (Nelly Arnold, Roman). Einfach etwas verändern? "...Das kann ich nicht!", "...das ist halt nicht so einfach..." oder "...ich bin halt so!". Das ist alles vollkommen verständlich, aber niemand hat gesagt, dass es leicht sein muss. Darf es nicht auch einfach schwer sein und Arbeit erfordern, wenn es sich lohnt? Das ist schon ein erster Schritt des Umdenkens: "Ja, was soll's, ist OK, es darf ruhig schwer sein, wenn es sich lohnt!". Akzeptanz ist ein wichtiges Prinzip für mehr Ruhe und Gelassenheit: Hadern Sie nicht damit, dass es schwer ist. Und plötzlich fällt das erste Problem weg! Akzeptieren Sie es und schon fällt der Druck weg. Nehmen Sie sich Zeit dafür. "Der Mann, der den Berg abtrug, war der selbe, der anfing kleine Steine wegzutragen" (chinesisches Sprichtwort).

Haben Sie schon ein paar Probleme entdeckt und erforscht, die Sie eigentlich immer nerven? Was macht man jetzt damit? Natürlich will man diese Probleme lösen und dazu Veränderungen einleiten. Allerdings steht man dann entweder ratlos vor dem Problem oder die naheliegende Lösung scheint unmöglich. Wichtig ist es, dass man beides - das Problem und die passende Lösung - schriftlich ausformuliert. Erst was wir "aussprechen" können, was wir erzählen und beschreiben können, wird uns richtig bewusst. Drücken Sie sich nicht vor diesem Schritt: Schildern Sie Ihre entdeckten Probleme ausführlich und schriftlich und vermeiden Sie damit, sich mit schwammigen Vermutungen zu beschäftigen. Und schreiben Sie auch einfach mal alle denkbaren Lösungen dazu (und normalerweise gibt es keine Lösung, die keine Nachteile hat - suchen nicht nach so etwas!).

Wenn Klarheit da ist - wirkliche Klarheit - dann muss man überlegen was man auch wirklich machen will. Wenn die Lösung schwer scheint oder gar keine denkbar ist, dann wird es Zeit zu erkennen, dass man umdenken muss. Sie kriegen die Schraube mit dem Hammer auch in die Wand, aber wenn das Bild nicht an der Wand hängen bleibt, dann nutzt es nicht, egal wie oft man es versucht. Man muss sich wohl oder übel damit auseinandersezten, dass man seine alte Lösung vergessen kann. Ein Schraubendreher muss her... Das fällt uns sehr schwer, weil unser Denken, unsere Einsichten und unsere normalen Lösungen im Laufe unseres ganzen Lebens entstanden sind. Deswegen sitzen diese alten Denkweisen (kognitive Schemata) sehr hartnäckig fest und sind oft unbewusst, laufen automatisch ab. Bisher hat es sich bewährt, aber scheinbar zeigt sich langsam, dass es doch nicht mehr funktioniert. Viele dieser Denkweisen wurden uns vermittelt, als Kinder und Jugendliche, aber auch im Austausch mit anderen. Das gilt für uns alle und ist deswegen so schwer zu hinterfragen und zu durchschauen. Aber erst wenn man sich damit bewusst auseinandersetzt und wieder Selbstverständliches in Frage stellt, dann kommt man weiter.

Es ist der Prozess des Umdenkes, wenn Sie Gewohntes und Selbstverständliches in Frage stellen. Und erst wenn man umgedacht hat, wenn man sich selbst "eines besseren belehrt hat", dann kann man auch andere Entscheidungen treffen. Es fällt auch etwas leichter etwas anderst zu machen, wenn man sich vorher genau überlegt hat warum das so sein muss: Wenn Sie die ewige Streiterei zuhause - beispielsweise - fertig macht, dann lassen Sie es! Punkt. Was ist das Problem und was ist eine andere Lösung?

Also werfen Sie den Hammer über Bord, dann klappts auch mit der Schraube. Denken Sie um, wählen Sie ein anderes Werkzeug und entscheiden Sie sich für eine andere Lösung.

Aber warum nur ist das so schwer? Im nächsten Beitrag geht es darum, dass man sich erst einmal trauen muss, dass man tollkühn Neues austesten muss und darum, was uns daran hindert.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen