Gestern habe ich versucht kurz zu erklären, dass der Neuropsychotherapie-Forscher K. Grawe mit seiner Konsistenztheorie die Auffassung vertritt, dass Orientierung und Kontrolle, Lustgewinn und Unlustvermeidung, Bindung sowie Selbstwerterhöhung oder -Erhaltung Grundbedürfnisse des Menschen sind.
Wie erklärt das jetzt möglicherweise die typische Rollenverteilung in Beziehungen - aber auch in Arbeitsverhältnissen und der gesellschaftlichen Wahrnehmung der Frau? Das Fazit gestern war, dass sich bei der Bedürfnisbefriedigung eine Konkurrenz ergibt, weil jeder die gleichen Bedürfnisse befriedigen will und sich deswegen eine(r) durchsetzen muss und eine(r) oder mehrere unterliegen müssen.
Gehen wir es mal konkret durch:
- Orientierung und Kontrolle: Wenn sich jetzt, was ich unterstelle, der Mann in der Beziehung oder in Gruppen durchsetzt - d.h. die Kontrolle übernimmt - dann bleibt der Frau nur die Befriedigung des Bedürfnisses nach Orientierung. Somit könnte man das oft große Bedürfnis und Streben nach Ordnung und Sicherheit erklären, mit dem die Defizite im Bedürfnis nach Kontrolle kompensiert werden. Wenn sie schon nichts bestimmen darf, dann muss aber alles zumindest immer "in Ordnung" sein.
- Lustgewinn und Unlustvermeidung: Wenn sich hier eine Person durchsetzt, dann führt das zu Unlust bzw. Nichtbefriedigung von Lust wenn man sich nicht einig ist (was ja gern mal bei Frau und Mann vorkommt). Das konservative Rollenverständnis schreibt der Frau die fürsorgliche, aufopfernde Rolle als Ideal zu. Eine "gute Frau" ist glücklich, wenn Ihr Mann glücklich ist. Und das ist doch genau die Kompensation der Konkurrenz um Lustgewinn: Der Mann ist glücklich, wenn gemacht wird was er will und die Frau ist glücklich, wenn der Mann glücklich ist (ja super).
- Bindung, Selbstwerterhöhung und -Erhalt: Wenn die Konkurrenz darum "wer der tollere ist" (natürlich der Mann) zu einem Gewinner und eine(r) Verlierer(in) führt, wie kann "man" dann aushalten, dass "man" immer als minderwertiger gilt? Wenn das Bedürfnis nach Selbstwerterhöhung nicht befriedigt werden kann, dann bleibt nur das Ausweichen auf das Bedürfnis nach Bindung. D.h.: Der Mann ist der tollere und die Frau ist damit darauf angewiesen eine ganz sichere Beziehung zu ihm zu haben. Wahrscheinlich wird damit auch verständlich, warum Frauen länger an schlechten Beziehungen hängen als Männer. Besonders drastisch ist, warum Männer oft Frauen demütigen: Um ihren eigenen Selbstwert zu erhöhen und die Abhängigkeit der Frau zu steigern, erniedrigen sie Frauen um sich herum. Warum das? Gerade wenn Männer unsicher sind und ein schlechtes Selbstbewusstsein haben mißbrauchen Sie Frauen um sich stärker zu fühlen (Alice Schwarzer erklärt das hier sehr gut).
Und was hat das jetzt mit Cheerleadern zu tun? Nach der konservativen Auffassung wird der Frau das "hübsch aussehen und zujubeln" zugewiesen während die Männer die "Helden" auf dem Spielfeld des Lebens sind. Bleibt die Hoffnung, dass sich das irgendwann gleichverteilen wird. Dann finden sich bei beiden Geschlechtern soziale Cheerleader und Footballspieler. Spannend wird ob die Verhaltensmuster dann immernoch so sind!
Am interessantesten aber finde ich, dass diese Bedürfnis-Theorie sehr gut stereotype Verhaltensweisen erklären kann. Und eine einfache Theorie gilt als tendenziell besser (Sparsamkeit). Prüfen Sie die Theorie doch mal: Sind Sie Cheerleader?
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