Mittwoch, 28. Mai 2014

Serie "Wand im Kopf" (5): Die Rechnung geht immer auf, wenn jeder den gleichen Rechenfehler macht


"Das Runde muss in das Eckige" geht beim Fußball, nicht aber beim Klötzchen-Spiel für kleine Kinder (das, wo die Klötze in das Loch mit der richtigen Form müssen). So kommen uns unsere neuen Denkweisen und Lösungsansätze auch vor. Irgendwie glaubt man nicht, dass das in unserer Gesellschaft überhaupt umsetzbar ist. Das ist schon beim Finden neuer Lösungen schwer: Vieles scheidet aus, weil es keine denkbare Lösung zu sein scheint. Betrachten wir es mathematisch: Wir haben viele fertige Lösungen für viele alltägliche "Aufgaben" gelernt. Ohne Nachzurechnen kommen uns viele dieser Lösungen aber falsch vor... Täuschen wir uns da? Bei Mathematik würden Sie bei Zweifeln einfach nachrechnen. Machen Sie das bei Ihrem Leben auch? Ziehen Sie die gelernten Lösungen in Frage, wenn Sie falsch zu sein scheinen?


Warum machen wir alle den gleichen "Rechenfehler" (Denkfehler)? Ganz einfach: Weil eine gewisse Einheitlichkeit im menschlichen Zusammenleben vieles vereinfacht. Deswegen gibt es viele Vereinbarungen (Normen, Werte, Ideale ... bis hin zu Gesetzen). Über diese müssen wir nicht mehr diskutieren; sie gelten einfach für uns alle. Das ist in vielen Dingen sicher auch in Ordnung. Allerdings sind das keine Naturgesetze! Das wurde über die Entwicklung der Menschheit langsam entwickelt und gilt nun als Konsens. Dieser "Deal" wurde aber gemacht, bevor wir auf die Welt gekommen sind. Wir wurden lediglich in diese Regeln eingeführt (Erziehung, Sozialisation). Man hat uns einfach beigebracht "wie die Dinge sind" ("das ist halt so...").

Und unser Gehirn macht es uns einfach: Wenn wir immer alles, was wir wissen durchdenken müssten, dann wären wir hoffnungslos überfordert. Wir lernen also einfach - unser ganzes Leben lang - was eine gute und was eine schlechte Verhaltensweise ist. Das geht ganz unbewusst und wir orientieren uns natürlich nur an dem Verhalten, das positive Konsequenzen hat. Wenn wir uns angepasst verhalten, bekommen wir eine "Belohnung", wenn nicht, haben wir einen Nachteil. Da das alles aber viel zu viel wäre, wenn wir das immer bewusst durchdenken würden, lernen wir es nebenher und verinnerlichen es. Unser Gehirn legt uns also seit der frühesten Kindheit erlernte Reaktionen zurecht, über die wir nicht mehr nachdenken müssen. Das könnte man mit Verinnerlichung (Internalisierung) beschreiben: Es ist so selbstverständlich, weil wir da ja gar nicht drüber nachdenken müssen. Und genau hier liegt der Fehler.

Aber deswegen ist es so schwer, erstmal zu merken, dass die Rechnung nicht aufgeht. Wenn man das aber bemerkt hat, dann wird es nicht besser: Sie denken jetzt anders, merken aber, dass Sie nicht mehr konform sind. Und wir streben nach Konformität, weil es uns die beste Einbindung in unser soziales Umfeld verspricht. Allerdings ist nicht alles so festgelegt, wie wir denken. Und jetzt muss man sich überwinden und neue Erfahrungen sammeln. Trauen Sie sich mal, etwas anders anzugehen und machen Sie einen Test: Was passiert eigentlich wirklich, wenn ich dieses oder jenes einfach ganz anders angehe. Was passiert wenn ich anders reagiere? Sie werden sehen, in den meisten Fällen passiert gar nicht viel. Sie glauben mir nicht? Schreiben Sie eine Liste mit Tests auf: Fangen Sie mit leichten Tests an und steigern Sie die "Schwierigkeit" langsam - hin zu Dingen, von denen Sie glauben, dass es unmöglich ist. Halten Sie hinterher aber genau fest, was wirklich passiert ist und vergleichen Sie es mit Ihrer Erwartung (oder besser "Befürchtung") vor dem Test.

"Unsere" Lösungsansätze sind also das Ergebnis einer umfassenden, gesellschaftlichen Vereinbarung. Diese hat sich sehr lange entwickelt und keiner der Lebenden war bei dieser Aushandlung beteilligt. Wir wurden hineingeboren und hineingeführt (Erziehung, Sozialisation, Erfahrung). Allerdings hat sich vieles verändert und das, was nicht mehr passt, müssen wir jetzt in Angriff nehmen und verändern. Sie sind also kein Querulant, sondern ein Pionier und Entwickler der Gesellschaft. Trauen Sie sich und sammeln Sie neue Erfahrungen! Werden Sie ein Vorbild für andere, die sich auch gerne verändern würden.

Bloß weil sich alle verrechnen, müssen Sie das ja auch nicht tun. Stellen Sie das Ergebnis in Frage und rechnen Sie selbst! Und dann (ver)trauen Sie Ihrem Ergebnis, ihrer Lösung und probieren Sie sie aus..

Im nächsten Beitrag, stellt sich die Frage wie lange Veränderungen anhalten und warum man so schnell wieder in den alten Trott fällt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen