Montag, 31. März 2014

Gedanklicher Abflug: Neue Perspektiven dank Vogelperspektive.

Wenn man sich mal wieder richtig über etwas ärgert, möchte man am Liebsten einfach davon fliegen. Eventuell kommt man auch auf die Idee "in die Luft zu gehen", was aber nach meinem Verständnis mehr das Explodieren meint und da empfinde ich den Vogelflug als weniger schmerzhaft (und das ist es auch emotional). Der Vergleich ist gar nicht so schlecht: Explodieren Sie bei Ärger (zumindest tendenziell) oder fliegen Sie gedanklich - mit Schulterzucken und Kopfschütteln - davon? Ich denke wir wünschen uns das "davon fliegen", reagieren aber eher explosiv oder mit ähnlichen Gefühlen, die wir dann herunter schlucken müssen. Aber wie wäre es, wenn wir uns am "gedanklichen Abflug" orientieren würden? Die Vogelperspektive (oder "Metaebene" bzw. "Distanz") verspricht uns in allen Situationen buchstäblich neue Perspektiven.


Zunächst einmal: Was soll das mit der Vogelperspektive. Das meint einfach den Blick von oben, aus einer anderen Persperktive und aus Distanz. Es bedeutet "mit größerem" Abstand und mit Blick auf mehr als die aktuelle Situation (der "Überlick"). Aus der kognitiven Verhaltenstherapie stammt dieser Ratschlag: Wenn Sie sich über etwas ärgern, Sie etwas belastend finden oder Sie sich zu etwas gezwungen fühlen, dann überlegen Sie sich, wie Sie in zwei Tagen oder zwei Wochen darüber denken. Dann stellt man bei den meisten Dingen fest, dass sie schon sehr bald  nicht mehr so wichtig sein werden. Und genau das ist der Abflug in die Vogelperspektive: Man hängt nicht mehr an der momentanen Aufregung, sondern ordnet die Sitution in einen größeren Zusammenhang ein - mit Distanz und Überblick. Und dann werden die Dinge buchstäblich "...plötzlich ganz nichtig und klein..." (Reinhard Mey - Über den Wolken).

Und das Tolle: Das geht eigentlich immer! Sie fühlen Sich verägert, beleidigt, genötigt, gestresst, blamiert, ver*rscht, mißverstanden, angegriffen, ungeliebt ... ja, ich behaupte bei allem...! Heben Sie ab und betrachten Sie die Situation im Zusammenhang und mit Distanz. Vielleicht meint es Ihr Gegenüber ja gar nicht so, vielleicht ist das Problem eigentlich total Wurst, vielleicht sind ja gar nicht gezwungen etwas zu tun, was Sie nicht möchten! Was könnte Ihr Gegenüber gemeint haben - fragen Sie doch mal nach! Warum regt Sie das auf - ist es denn so wichtig? Müssen Sie sich das wirklich antun - was passiert denn schlimmstenfalls, wenn Sie es lassen?

Und wie beim Piloten bringen auch hier die Flugstunden Übung und Erfahrung. Am Anfang ist es noch schwer gleich daran zu denken, später kann man es erstmal noch nicht so gut umsetzen, mit der Zeit erlebt man ganz neue Aha-Erlebnisse und relativ bald erwischt man sich dabei, automatisch distanzierter zu Denken und nicht mehr "in die Luft zu gehen" (also wieder als Explosion und damit als impulsive Reaktion). Trainieren Sie einfach Besonnenheit und Gelassenheit. Dann klappts auch mit dem Schulterzucken und frei davon "flattern".

Also wollen Sie "emotionaler Sprengsatz" oder "mentaler Frei-Vogel" sein?


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