Donnerstag, 24. April 2014

Ich soll sagen, dass ich einen freien Willen habe.

Es heisst, dass die Gedanken frei sind. Dem kann man sicherlich auch zustimmen. Eine andere Frage ist aber, wieviel wir bei unseren eigenen Gedanken überhaupt mitzureden haben. Sind wir der Herr unserer Gedanken oder bekommen wir nur das Ergebnis der Hirnaktivität zur Info mitgeteilt? Die Forschung ist in dieser Sache noch zu keiner endgültigen Antwort gekommen. Aber was genau soll das heissen? Eine kleine Entdeckung - und eine schon ältere dazu - lässt uns dastehen wie der selbstverliebte Chef, dem die Mitarbeiter eine Entscheidung suggeriert haben und ihm das Gefühl geben, er hätte die Entscheidung selbst getroffen. Konkret auf das Hirn bezogen bedeutet das, dass eine Entscheidung, die wir treffen, vorher schon "im Gehirn" festgelegt wurde und es erst danach bewusst wird. Wer hat denn dann das sagen?


Das klingt jetzt aber ganz schön wild... Und die Matrix gibt es wirklich. Um ersteres verständlich zu machen, muss man sich erstmal klar machen, was der Unterschied zwischen allen Hirnfunktionen und dem Bewusstsein ist. Was die Matrix angeht müssen wir auf den Typ mit der Sonnerbrille und dem langen Mantel warten und er uns zwei Pillen hinhält.

Unser Gehirn macht - wie im vorherigen Beitrag geschildert - vieles selbstständig. Das ist notwendig und entlastet uns. Wie sollte ich hier diesen Text eingeben können, wenn meine gesamte Konzentration dafür notwendig wäre jeden einzelnen Muskel in jedem einzelnen Finger zu steuern. Gut, bei mir sind nur so sechs bis acht Finger; ich habe das 10-Finger-System nie so richtig gelernt. Aber auf jedenfall könnte ich mir dann gar keine Gedanken machen, was ich hier eigentlich schreiben will. Die Motorik ist ein Beispiel von etwas, das automatisiert abläuft, nachdem man es gelernt hat. Das Erlernen war zwar schon leidlich bewusst, aber das Ergebnis ist unbewusstes Tippen ohne große gedankliche Anstrengung. Ich kann also unbewusst auf einer Tastatur schreiben und meine Gedanken auf den Inhalt des Textes richten. Viele Dinge machen wir unbewusst.

Das Bewusstsein ist also der Teil unserer Hirnleistung, den wir mitbekommen. Vieles andere bekommen wir nicht mit. B. Libet wies bereits 1979 nach, dass "...bereits 0,2 s vor einer bewussten Entscheidung zu einer Handlung im Gehirn das entsprechende Bereitschaftspotential aktiviert worden war." (Payk (2010): Psychopathologie, S.178). Also nochmal: 0,2 Sekunden, bevor wir eine bewusste Entscheidung zu einer Handlung treffen, ist im Gehirn schon alles dafür bereit. Ja aber "was" hat dann diese Entscheidung getroffen, wenn wir es erst mitbekommen, nachdem im Rest des Gehirns schon alles vorbereitet ist. D.h. die Entscheidung wurde unbewusst getroffen und ist uns erst danach bewusst geworden. Irgendwie unheimlich. Hier ist allerdings noch einiges an klärender Forschung notwendig.

Irgendwas in unserem Kopf trifft also die Entscheidung und wir denken dann hinterher, dass das ganz allein unsere Entscheidung war. Wir sind also der übertölpelte Chef. Es ist zwar immernoch unser Gehirn, aber so richtig einbezogen fühlt man sich da nicht mehr...

Irgendwas in meinem Gehirn hat also beschlossen, dass ich denken soll, dass ich einen freien Willen habe. Danke für die Info liebes Gehirn.

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