Dienstag, 22. April 2014

Ich komme nicht ohne Gehirn aus, aber mein Gehirn meistens ohne mich.

Was macht ein Gehirn ohne seinen Besitzer? Es kann zwar nicht weg, aber es "macht sich selbstständig" (bzw. ist es immer schon gewesen). Das ist aber eigentlich nicht ungünstig, sondern sinnvoll. Der Trick bei der Sache ist, dass wir alles was für unser Leben notwendig ist nicht bewusst tun können. Wollen Sie jeden einzelnen Muskel direkt steuern, um ein Glas Wasser auch nur hochzuheben? Sicher nicht. (Da geht es schon los...) Wollen Sie alles in Ihrer Umgebung ganz genau hören und sehen? Das wäre furchtbar nervig - also wird vieles ausgeblendet. (Jetzt fehlt uns auch noch einiges unserer Wahrnehmung!) Und wie weit soll das gehen? Haben Sie schonmal richtig ordentlich geträumt? Aber sicher: Da hat Ihr Gehirn fast die ganze Show allein gemacht während Sie in Wirklichkeit im Bett gelegen sind! (Und nun ist alles nur Einbildung).


Es ist unwahrscheinlich schwierig zu erklären, was unser Gehirn den ganzen Tag so alles macht. Erst recht in einem so kurzen Blogbeitrag. Das liegt natürlich auch daran, dass wir noch gar nicht wissen, wie unser Gehirn funktioniert. Wir wissen nur wie es anatomisch aufgebaut ist und wie es prinzipiell funktioniert. Wie aus dem ganzen Verschalten von Nervenzellen so etwas wie Gefühle, Gedanken, eine Persönlichkeit und ein "Selbst" entsteht weiß man aber nicht.

Die verkürzte Fassung ist Folgende: Zu Beginn unseres Leben muss unser Körper vieles lernen und dann alleine können: Bewegen und Gehen, Gegenstände manipulieren, das Sprechen, Mutter und Vater erkennen, erfahren woraus die Welt besteht, wissen wie man sich verhalten muss, Schreiben/Lesen/Rechnen - und das sind die einfachen Dinge. Haben Sie sich schonmal gefragt, warum Kinder so anders sind als Erwachsene? Ganz einfach: Sie haben etliches noch nicht gelernt!

Kinder stört es nicht, dass Ihre Hose dreckig ist - Erwachsene müssen sich sofort eine neue anziehen. Warum stört das ein Kind nicht? Wir Erwachsenen haben sehr viele Regeln gelernt, die Kinder noch nicht verinnerlicht haben. Eine dreckige Hose ist für Erwachsene ein Katastrophe - für Kinder ist es vollkommen Wurst. Kinder kommen auch viel leichter auf unkonventionelle Lösungen: Wir Erwachsenen haben einfach ein einheitliches, von Regeln eingeschränktes Denken. Kinder haben das nicht und kommen deswegen auf Lösungen, denen keine Regeln im Weg stehen. Das kann sehr verblüffend sein.

Und was bedeutet das nun für uns: Wir machen vieles reflexartig ohne Nachzudenken. Das muss teilweise so sein, teilweise versaut es uns einfach nur die eigentlich schöne Welt.
Einen Vortrag halten: Erlernte Angst vor der Bewertung durch Andere.
Unpünktlichkeit: Fünf Minuten Verspätung bedeuten den sozialen Tod.
Reichtum: Sinnloses Ideal mit herber Enttäuschung falls es klappt.
Karriere: Falsches Versprechen ohne tatsächliche Erfüllung (in der Midlife-Crisis bemerkt man den Denkfehler).

In der Kürze kann man aber nur ganz minimal etwas zum Gehirn sagen: Dieses Mal ging es um kognitive Automatismen und wie sie erlernt werden. Und nicht mal das ist annähernd so gut erklärt, wie es sollte.

Bleibt als Fazit: Unser Gehirn macht einen überwiegend guten Job - es könnte uns aber öfter mal miteinbeziehen. Dazu muss man es zwingen: Erkennen - Reflektieren - kritisch sein - Mut zum Umdenken.

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