Mittwoch, 4. Juni 2014

Serie "Wand im Kopf" (Ende): Runter von der Autobahn, auch wenn man der Einzige ist

Am Ende dieser kleinen Serie möchte ich nochmal zwei wichtige Punkte hervorheben, die sicherlich sehr große Probleme bereiten: Wir fahren alle auf der Autobahn weil alle auf der Autobahn fahren. Klingt schon mal herrlich bescheuert, so richtig bescheuert kommt man sich aber vor, wenn man es verstanden hat. Der eine Aspekt ist die Auto-Bahn. Warum der Bindestrich? Deswegen: Unser Gehirn baut "AUTOmatische NervenBAHNen" = Auto+Bahn. Auf den Dinger bolzen unsere Gedanken den ganzen Tag herum. Der andere Aspekt ist "wir tun es alle, weil es alle tun". Das ist echt keine gute Begründung (sondern ein Zirkelschluss). So bekloppt das klingt, es ist leider wahr... Das ist diese Sozialisation: Wir werden als Kinder in diese Gesellschaft geworfen und sollen das tun, was alle tun. Begründung: Weil es alle tun, sollen wir das Gleiche tun, damit wir das Gleiche wie alle tun. Also es wird nicht besser. Der Haken aber ist: Wenn wir damit aufhören fallen wir auf und bekommen "negative Rückmeldungen"; vorsichtig ausgedrückt. Das hindert uns auch noch.

Schauen wir uns zuerst mal die Auto-Bahnen an: Unser Gehirn besteht eigentlich nur aus einem riesen Netz an Nervenzellen, die untereinander verbunden sind. Allerding ist das nicht irgendwie kreuz und quer "verdrahtet". Alles was wichtig ist und was wir oft brauchen ist sehr stark verbunden. Alles, was wir nicht so oft brauchen oder was unwichtig ist ist wenig verdrahtet. Wenn wir denken "...ich bin total krank, ich sollte nicht arbeiten gehen...", dann wird aber nicht die kleine "Connection" aktiviert, die sagt, dass Kranke ins Bett gehören. Die ist zwar da, aber eine andere ist viel größer: "Ich bekomme richtig Ärger wenn ich mich krank schreiben lasse...". Ergo gehen wir arbeiten. Man kann sich diese automatischen Bahnen wie unser Straßennetz vorstellen. Die wichtigen Gedanken und Annahmen sind Autobahnen; da kommen wir von ganz allein, automatisch drauf. Die nicht so akzeptierten Wege sind Sträßen oder Trampelpfade. Da denken wir sogar gar nicht dran - wer kennt schon die ganzen kleinen Trampelpfade, die es eigentlich gibt.

Wenn sich nun etwas verändern soll, dann müssen wir diese neuronalen Bahnen umbauen. Aus der unbewusst genutzten Autobahn muss ein unnützer Trampelpfad werden und aus dem für uns besten Trampelpfad muss die neue Autobahn werden. Aber erstens macht unser Gehirn da nur mit, wenn sich das als neuerdings sehr wichtig darstellt und auch noch oft auftaucht. Da muss man also dagegen halten, bis sich das mit der Zeit umbaut. Dazu müssen also andererseits ständig und bewusst die alten Autobahnen gesperrt werden und auf die neuen Trampelpfade, auf die künftigen Autobahnen, umgeleitet werden. Das ist hartes Training und wenn man sich keine "Straßensperren" und "Umleitungen" einrichtet, fährt man bald wieder über die gewohnten Autobahnen und kuckt blöd.

Und was hat das jetzt mit den anderen zu tun? Unsere natürliche Umgebung ist ja die Gesellschaft. Traditionell sollen wir uns da einfügen, damit es keinen Ärger gibt. Und das machen wir ja bisher auch. Aber vieles was wir anders machen können gibt eigentlich gar keinen wirklichern Ärger. Es gibt da nur die vielen Trottel, die blind auf den Massen-Autobahnen weiterfahren und uns verspotten, wenn wir plötzlich eine Abfahrt nehmen. Das muss man aushalten können. Aber rufen Sie sich den Grund dafür in den Kopf: Wir machen das nicht, weil wir es gut finden, sondern nur weil wir es so gelernt haben, weil es alle so machen. Wir plappern und machen nach, was andere nachplappern und nachmachen. Wann fängt denn mal jemand das Denken an?

Also gehen Sie neue Wege und bauen Sie damit im Kopf neue Wege - immer und ständig. Und: Wer gegen den Strom schwimmt wird kräftiger, als die anderen.

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