Mittwoch, 4. Dezember 2013

Abnormal, nur normal oder zu normal?

"Sind wir nicht alle ein bisschen Bl*na" hieß es in einer Werbung für ein Gertränk, in der die gezeigten Personen - sagen wir mal - ein wenig "auffällig" das Getränk anpriesen. Aber was ist denn eigentlich normal (oder eben nicht-Bl*na)? Ist unnormal gleich schlecht? Kann zu normal nicht sogar schädlich sein? Ist unnormal das neue normal?

Generell gilt es als unbestreitbarer Wert "normal" zu sein. Dann ist es sehr wichtig perfekt "angepasst" zu sein, damit niemand etwas an uns auszusetzen hat. Es ist verteufelt, wenn man einfach nicht wie die anderen ist. Viele können darauf aber auch sehr gut verzichten, stören sich nicht daran wenn die "Normalos" auf sie herabblicken und zeigen das nach außen auch noch deutlich (z.B. mit ausgefallener Kleidung). Andere versuchen sich immer anzupassen, um nicht kritisiert zu werden, erleiden aber einen regelrechten Kampf zwischen dem was sie sein wollen und dem was sie für die Anderen "sein müssen".

Interessant wird es da, wo dieses Anpassen an das "wie man sein soll" vollkommen übersteigert ist. Wenn Menschen radikal und engstirning nicht nur sich selbst zu größter Gleichheit "mit der Mehrheit" geißeln, sondern auch noch jeden anderen "missionieren" müssen. Hier könnte eine Angst vor Ablehnung und geringerem Ansehen schon zu einer ausgeprägten Zwangsstörung geführt haben (was dann wirklich eine psychische Erkrankung wäre). Wenn man sich also fragt wo denn diese ganzen "Parade-Deutschen" herkommen, die hinter dem Fenster auf Verfehlungen lauern, dann liegt das wohl daran, dass man hierzulande alles gern 100%ig macht. Dank dieser einwandfreien Überwachung  ist dann nicht verwunderlich, dass sich ständig jemand findet, der uns auf unsere "abartige Persönlichkeit" hinweist.

Wenn man Angst davor hat sich von anderen zu unterscheiden, aber ebenso daran leidet sich anzupassen, dann lohnt es sich hier nachzudenken! Wenn man sich immer nur verbiegt - und zwar für Leute, die einem sonst nicht mögen würden - sind das dann Kontakte, die glücklich machen? Sind nicht Freunde wichtig, die sich für die wirkliche Person interessieren und Unterschiede akzeptieren können? Man muss ja nicht mit der ganzen Welt befreundet sein!

Wenn man weiß wie man sein möchte und das nicht zur breiten Masse passt, dann sollte man sich klar machen, dass sich unsere Kultur aus vielen verschiedenen "Subkulturen" zusammensetzt. Also aus Untergruppen, die alle unterschiedliche Dinge mögen und unterschiedlich leben möchten. Wenn man also schon nicht mit jedem befreundet sein kann, dann kann man sich doch mit den richtigen Menschen - mit den Menschen, die zu einem passen befreunden. Man verliert dann viele alte Kontakte - die aber nicht gepasst haben - und gewinnt viele neue Freundschaften, die wertvoller sind.

Bloß weil man nicht "wie alle" ist man nicht allein. Wer ein bisschen weiter schaut wird feststellen, dass es irgendwo Gleichgesinnte gibt - meist gar nicht so weit weg wie man denkt.

Also: Ist abnormal wirklich schlecht?

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