Freitag, 12. September 2014

Erfolgreich unglücklich: Im Lemming-Rudel über die Klippe.

Legendär ist die (etwas überspitzte) Angewohnheit von Lemmingen, ihrem Vordermann über den Klippenrand zu folgen und damit blind in den Tod zu stürzen. Dieser unglaubliche Rudeldruck sorgt natürlich bei Vertretern unserer menschlichen Spezies für erhebliche Erheiterung. Was mag sich so ein Lemming denken, wenn er munter der Masse folgt? Das Rudel wird schon recht haben. Man kann annehmen, dass der Lemming da nicht drüber nachdenken wird - aber wir tun das natürlich ganz selbstverständlich: Nämlich orientieren wir uns ebenfalls ganz selbstverständlich an den Anderen. Positiv hervorzuheben ist, dass das Grenzen hat - Bloß weil einer "hintern Zug springt", springt der restliche Bahnsteig nicht gleich hinterher. Aber ist das immer so offensichtlich?

"Ja wo laufen sie denn?" kann man sich nach Loriot bei einigen Zeitgenossen fragen, wenn man beobachtet wie sie immer neue Rekorde im "Haben", "Sein" und "Tun" aufstellen. Macht das wirklich glücklich oder woher kommt dieses schier zwanghafte Streben nach immer "mehr" und immer "Neuem"?

Wissen Sie denn, was Ihnen wirklich wichtig ist? Ja? Ganz sicher? Zählen Sie das doch mal schnell im Kopf auf! ... Wenn da jetzt Beruf, Familie, Gesundheit, Freundschaft und materielle Dinge (schönes Auto oder so) in Ihrer Liste auftauchen, dann wissen Sie es nich, sondern haben das runtergebetet, was in unserer Gesellschaft als erstrebenswert gilt.

Ausserdem: Was heisst denn eigentlich, dass uns "Familie" wichtig ist? Was machen Sie denn da konkret? Und: "Beruf" ist Ihnen auch wichtig... In der Praxis vernachlässigt man die Familie doch meist wegem dem Job...

Das Problem liegt doch darin, dass wir gar nicht genau wissen, was uns wichtig ist, sondern dass wir das schon fertig übernommen haben (wenn es die Anderen gut finden, wird es schon gut sein; vorsicht Klippe). Ausserdem wissen wir gar nicht genau, was das eigentlich heisst. Psychologisch ist das sehr blöd: Erstens können wir auf nichts hinarbeiten, von dem wir nicht genau wissen was es ist - und dann erlebt man auch keine Befriedigung (man erreicht ja nichts). Noch schlechter ist es, wenn man den falschen Zielen folgt. Hier erlebt man keine Befriedigung, auch wenn man große Erfolge verzeichnet!

Vielleicht ist das DIE Grundlage für die Midlife-Crisis: Man strampelt sich sein ganze Leben lang für etwas ab und später merkt man, dass es gar nichts wert ist. Erfolgreich (und) unglücklich...


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