Montag, 15. September 2014

Stock im Arsch - aber nur halb und das mit Absicht.

Bin ich ein Spießer oder bin ich "cool"? Was ist den heute ein Spießer und was ist cool? Es scheint, als würde die Kategorie "Spießer" regelmäßig nach vorne geschoben (zeitlich). Vor zwanzig Jahren war ein ökologisch orientiertes Leben noch modern. Heute zieht es immer mehr in die breite Masse ein. Ist ökologisch Leben und Denken damit schon konservativ und spießig? Scheinbar ist auch das, was Viele machen allein deswegen "uncool", weil man sich damit nicht abheben kann.


Ähnlich geht es vielen "angesagten" Bezirken in Berlin: Vor Jahren noch alternativ, unkonventionell und "hip" - heute überbevölkert von Nachzüglern, die dazu gehören wollen, sich aber damit begnügen dort zu wohnen. "Prenzelberg" ist scheinbar Deutschlands größter Kinderhort geworden. Statt dem wilden Haufen unteschiedlichster Leute, tummeln sich dort hippe Mamis und Papis mit Standard-Jobs in einem engen Netz aus Spielplätzen.

Aber was bringt es denn einer solchen Kategorie nachzueifern? Wir wollen keine Spießer sein und müssen deswegen Dinge lassen, die wir eigentlich gut finden, und Dinge machen, die wir doof finden. Das natürlich nur, wenn uns auch bewusst wird, dass es eigentlich doof ist. Aber das "Dazugehören" erhöht das Selbstwertgefühl so stark, dass normalerweise gar keine Zweifel aufkommen.

Das ist natürlich keine Freiheit. Wir müssen tun, was cool ist und müssen lassen, was wir eigentlich gut finden. Unser Leben wird von einem Image kontrolliert. Will man in eine Kategorie passen, muss man sich der Definition fügen. Dafür wird man dann von den anderen Exemplaren der Kategorie belohnt, darf sich zugehörig fühlen und anderen zeigen, wie toll man ist. Bleibt aber trotzdem Zufriedenheit und Erfüllung aus, merkt man (oder eben nicht), dass das Nachäffen von etwas Falschem nicht befriedigt.

Also lieber Kategorien ignorieren, selbst wählen, (selbst)bewusst ausleben. Es wird natürlich schwer, das den Stil-Propheten zu erklären - aber es zählt nur gegenseitiger Respekt. Wenn Sie den nicht bekommen, ist diese Bekanntschaft oberflächlich und einseitig. Sicherlich auch ein Grund, warum die Zeit in dieser Gemeinschaft (Subkultur) nicht erfüllend ist.

Gestatten: Ich bin ein Spießer mit Stock im Arsch, aber nur "soweit" es sinnvoll ist.

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