Dienstag, 17. Februar 2015

Das "sozio-kognitive" Brett vorm Kopf

Haben Sie sich nach dem letzten Post mal mit Ihren Gummibändern befasst? Nein - grad keine Zeit oder keinen Nerv gehabt, nicht wahr!? Das ist das Ober-Gummiband des Alltags: Da grätscht' uns wieder mal ein Problemchen in das wackelige Wohlbefinden und kurz denken wir, es müsste sich was ändern. Tut sich dann aber doch nichts. Um unsere "kognitive Belastung" niedrieg zu halten, beschränken wir uns auf das was sein muss. Eine Veränderung wäre zwar ganz schön - aber es gibt gerade wichtigeres. Das stecken wir wieder zwischen zwei Gummibändern: Nach hinten zieht die Mühe, etwas zu verändern, nach vorne zieht der Wunsch etwas zu verbessern. Also möchte ich mal was dazu beitragen, dass es vielleicht interessanter wird, tatsächlich etwas zu verändern!

Im letzten Beitrag habe ich die "dysfunktionalen sozio-kognitiven Schemata", d.h. "nicht funktionierende sozial beeinflusste Denkweisen", angeschnitten. Heute möchte ich mal erläutern warum das immer so ein Hin-und-Her mit "Gute Zeiten - schlechte Zeiten" ist. Was denken Sie, beeinflusst Ihr Handeln, Ihr Verhalten, Ihre Gedanken und Ihre Entscheidungen am meisten? Ganz einfach ausgedrückt das, was Sie über die Welt gelernt haben. Schlafen, Essen und Trinken muss sein - fühlt sich auch schlecht an, wenn was davon fehlt. Aber wie ist es mit anderen Dingen? Warum gehen Sie denn arbeiten, warum halten Sie Ihre Wohung in Schuss und warum klauen Sie sich nicht jeden Morgen ein Fahrrad um zur Arbeit zu kommen? Vollkommen klar - muss man, soll man, darf man nicht. Ist die Welt so einfach?

Der Mensch ist ein soziales Wesen. Die wesentliche Umwelt des Menschen ist nicht die Natur, sondern das menschliche Umfeld. Viele natürliche Gesetze und Probleme sind geregelt und spielen kaum eine Rolle mehr: Nahrung ist im Supermarkt, bei Regen ist es drinnen trocken und im Winter macht die Heizung warm. Aber Essen kaufen oder Wohnung und Heizung bezahlen sind viel komplizierter. Für Essen braucht man Geld, wofür man einen Beruf braucht, wofür man eine Ausbildung braucht oder wofür man immer arbeiten gehen muss, den Chef nicht verärgern darf und mit seinen Kollegen klarkommen muss. Unsere meisten Tätigkeiten und Aufgaben sind also sehr komplex, wenn man alle relevanten Aspekte beachtet - und das sind fast alles soziale Faktoren.

Für uns spielen also Wissen und Regeln eine große Rolle. Lustig dabei ist, dass viel Wissen schon eine Regel ist, genauer ein Wert: "Allgemeinbildung ist wichtig" - zumindest für das Ansehen. Wenn man sich sein Leben genau anschaut, dann kann man immer eine oder mehrere Regeln (Werte, Normen, Gesetze) finden, die uns zu einem bestimmten Verhalten führt (oder zwingt). Das alles regelt unser Zusammenleben - aber ist nicht immer "funktional" - d.h. "dysfunktional". Solche Regeln können für uns schlecht sein, wenn Sie zwar allgemein gelten sollen, uns aber zu einem Leben führen, das uns nicht glücklich macht. "Reichtum - Ansehen - Beliebtheit" sind Beispiele für solche Regeln oder besser "Werte", nach denen wir streben. Wenn uns das Ergebnis dieser Bestrebung aber nicht glücklich macht, dann sind wir in die Falle "nicht funktionierender sozial beeinflusster Denkweisen" getappt.

Diese sozial vermittelten Denkweisen sind also ein "Brett vorm Kopf", das uns die Sicht auf das versperrt, was uns glücklich machen könnte. Träumen Sie manchmal von einem ganz anderen Leben? Naja, Träume sind Schäume - anders Leben geht doch nicht. Und das sind - oft unbewusste - soziale Regeln, die Ihnen sagen, dass das so nicht geht.

Gibt es Dinge, die SIE eigentlich anders sehen, die aber "halt so sind"? Woraus besteht Ihr sozio-kognitives Brett vor dem Kopf?

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