Freitag, 9. Januar 2015

Au-Au-Automatismen: Warum das mit guten Vorsätzen wahrscheinlich nix wird...

Es ist schon ein Leid mit dem inneren Schweinehund. Der Jahresbeginn ist Hochsaison für platzende Träume: Alles wird besser, man macht, was man unbedingt mal ändern sollte - und nach zwei Wochen ist der Spuk vorbei. Aber warum kann man denn nicht einfach abnehmen oder das Rauchen aufhören? Es zwingt uns ja niemand zu rauchen oder zu essen. Und was ist ein innerer Schweinehund? Warum braucht man Disziplin? Haben Sie schonmal mit Word gearbeitet? Was da alles automatisch passiert - meistens versucht man das wieder hinzubekommen, was Word da gerade wieder von ganz allein gemacht hat. Und mit dem Hirn ist es ganz ähnlich!


Schauen wir mal was Word macht: Microsoft hat sich ganz viele Dinge ausgedacht, die die Arbeit mit Texten leichter machen sollen. Da werden Wörter automatisch groß geschrieben, Aufzählungen wie von Zauberhand gemacht oder Bilder automatisch positioniert. Oft sieht das dann aber genauso aus, wie man es nicht will.

Genauso hat es die Natur mit unserem Hirn gemacht (und man fragt sich manchmal ob das besser klappt, als bei Word). Wenn wir immer alles ganz bewusst machen müssten, dann würden wir gar nicht mehr schaffen: Wenn Sie am Schreibtisch sitzen, müssten Sie das Drücken am Hintern ausblenden, den telefoniereden Kollegen ignorieren und sich überlegen, wie Sie den Zeigefinger dazu bringen, genau jetzt das @-Zeichen anzusteuern, damit die Email auch ankommt.

Natürlich sind das einfache Dinge, die wir ganz selbstverständlich automatisch machen. Aber vieles andere machen wir auch automatisch, weil wir es so gelernt haben. Sie haben schlechte Stimmung? Ne Tafel Schokolade hebt die Laune. Stress? Erstmal eine Rauchen. Der Chef mault Sie an? Panik - dabei wollten Sie doch endlich mal kontern.

Unser Gehirn lernt ständig: Wenn etwas passiert, wird reagiert und das Ergebnis beurteilt. Wenn es grob OK war, dann wird es so beibehalten. Wenn sich das mehrmals so wiederholt, wird es zu einer Art "Reflex" in dieser Situation. Wenn das ganz oft passiert, haben wir eine unbewusste Gewohnheit. Wenn man jetzt also nicht mehr rauchen will, hat man ganz viele Situationen gelernt, in denen das Gehirn sagt "Hey, hier gibts sonst immer ne Kippe!".

Der Haken ist jetzt, dass das ganz automatisch abläuft. Wenn man eine Rauchen will oder Lust auf Schokolade hat, sagt man "... ich hab Lust auf ne Kippe/Schokolade". Richtiger wäre, zu denken "...mein Gehirn hat eine Situation bemerkt in der ich normalerweise rauche/Schokolade esse und erzeugt jetzt das Verlangen danach".

Genau dieses Verlangen ist das Gefühl "ich habe Lust". Wenn man etwas ändern will, braucht man Disziplin um dem zu widerstehen. Warum scheitern wir dann nach kurzer Zeit? Das Verlangen ist recht stark und mit der Zeit wird es uns zu anstregend, das Verlangen zu ignorieren und zu widerstehen. Wir müssten länger diese Verknüpfung von Situation und Verhalten verändern, damit sich der erlernte Automatismus verändert. Nach einiger Zeit, hat die Situation gar nicht mehr den auslösenden Charakter.

Leider können wir nicht in die Optionen gehen, und das Unerwünschte abschalten. Da heisst es dran bleiben. Das gelingt, wenn der Wille und der Grund für die Änderung stark genug sind. Allerdings bleibt dieses alte Verhaltensmuster (als neuronales Muster) erhalten. Wenn Sie dann wieder schwach werden, wird es gleich wieder wie früher aktiviert und Sie sind zurück in der Gewohnheit. Erst nach langer Zeit wird Ihr altes Muster vom Gehirn abgebaut. Es wird mit der Zeit immer leichter, aber es dauert das umzubahnen.

Bleiben Sie hart - es lohnt sich. Wie mit Word wird es aber ein langer Kampf werden.

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